Am Freitag, 22.08.2014, wurde in einer verführerischen Zeitreise der Dortmunder Nordmarkt "erlebt". Diese Führung am Nordmarkt war selbst für viele GüT-Teilnehmer, die früher in diesem Stadtbezirk lebten, eine willkommene Gelegenheit, viele geschichtliche Hintergründe zu erfahren und die Lebenssituation in diesem Viertel wesentlich differenzierter einzuordnen.
Mulitkulturelle Vielfalt auf dem Wochenmarkt
Die Tour startete mit einem einstündigen individuellen Rundgang über den Wochenmarkt. Dieser Markt, der dienstags und freitags stattfindet, ist von großer Bedeutung für die Wohn- bevölkerung der Umgebung. Der hohe Anteil von ausländischen Anwohnern/innen der Nordstadt sorgt dafür, dass die vielen Obst-, Gemüse- und Textilenstände auf dem Nordmarkt ein besonders buntes und exotisches Bild bieten. Das basarartige Gedränge und das vielsprachige Stimmengewirr versetzte uns in eine andere Welt.
Geschichtliche Entwicklung
Nachdem wir uns einen persönlichen Eindruck vom Marktgeschen verschafft hatten, schloss sich eine zweistündige Führung unserer Gruppe durch Frau Annette Kritzler an.
Sie erläuterte uns, dass der ca. 4 ha großen Stadtpark zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ort zum Flanieren und Verweilen war. Das Gebiet rundum entwickelte und veränderte sich mit der Bebauung von im Jugendstil errichteten Wohnhäusern.
In der Zeit der Weimarer Republik, aber auch besonders in der Zeit des Nationalsozialismus war der Nordmarkt Ort für politische Demonstationen und Auseinandersetzungen. 1932 wurden bei der "Schlacht am Nordmarkt" zwei Menschen getötet und 14 weitere verletzt. Heute erinnert ein Mahnmahl an diese Geschehnisse.
Der Nordmarkt war immer Treffpunkt in der Nordstadt. Neben der Funktion als Marktplatz ist er heute auch der zentrale Platz für Menschen aus 123 Nationen, die hier in der Umgebung ihre Heimat gefunden haben. Er ist als solcher aber auch ein sozialer Brennpunkt, an dem sich viele Problemgruppen aufhalten.
Werkstatt Passgenau
Wir besuchten in unmittelbarer Nähe die Werkstatt Passgenau; sie ist eine Einrichtung des Diakonischen Werks. Hier gibt nicht nur ein günstiges Angebot an Textilien für die Problemgruppen, sondern auch ein Hilfsangebot in Form des Projekts "Treffpunkt Nordmarkt". Ziel ist es, in den bestehenden Bereichen der Einrichtung (Textil, Holzwerkstatt, Elektrobetrieb) durch Hilfssysteme Menschen zur Arbeit zu begleiten und wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
Wohnsituation am Nordmarkt
Bedingt durch die hohe Zuwanderungsrate von Immigranten in die Umgebung des Nordmarkts gibt es in diesem Bereich natürlich auch sehr unterschiedliche Lebenssituationen. Die alte Wohnsubstanz ist zum Teil stark renovierungsbedürftig, zum Teil aber auch sehr hübsch hergerichtet. Frau Kritzler zeigte uns den Innenhof eines großen umbauten Karrees an der Stollenstraße. Wir waren sehr erstaunt, hier eine grüne Oase vorzufinden: jede(r) Mieter(in) hat eine kleine Gartenparzelle, die er/sie liebevoll pflegt.
Gemeinschaftliches Essen
Die vielen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen haben auch eine Vielfalt in der Gastronomie mit sich gebracht. Wir suchten ein libanesisches Restaurant auf und speisten in einer multikulturellen Umgebung.
Fazit
Diese Führung hat nach allgemeiner Übereinstimmung viele Hintergründe aufgezeigt, aktuelle Lebensverhältnisse erklärt und einen Einblick gegeben, den der oberflächliche Betrachter keineswegs bekommen kann. Sie hat darüber hinaus beim Betrachten der alltäglichen Lebensverhältnisse aber auch manchen von uns sehr nachdenklich gestimmt.
© Gruppe GüT (Bezirk Dortmund)