Am Freitag, 22.06.2012, wurde uns unter fachkundiger Führung ein Stück Dortmunder Kunst- und Stadtgeschichte lebendig gemacht: Der Ostfriedhof ist mit seinen zahlreichen historischen Grabstätten und seiner landschaftlichen Gestaltung als Park einer der schönsten Friedhöfe Deutschlands.
Friedhofstradition seit 1876
Der Ostfriedhof entstand zur Zeit der Industrialisierung Dortmunds. Wegen der in dieser Zeit enorm stark anwachsenden Einwohnerzahl der Stadt wurde 1876 er als zweiter kommunaler Friedhof (der erste war der Westentotenhof, heute Westpark, aus 1811) außerhalb der Stadtmauern gegründet. Das Wohngebiet östlich der Innenstadt wurde bevorzugt von Industriellenfamilien in Dortmund bezogen; und so wundert es nicht, dass hier die Grabstätten vieler angesehener und einflussreicher Bürger der Stadt zu finden sind. Fast einhundert der Grabanlagen stehen unter Denkmalschutz. Der Friedhof ist jedoch nicht nur ein historisches Denkmal. Denn seit 1998 finden auf dem Ostfriedhof wieder Beisetzungen statt.
Bekannte Namen und künstlerisch gestaltete Grabmale
Dortmunds Geschichte ist in der Zeit der Industriealisierung und in den folgenden hundert Jahren geprägt von der Kohle-, Stahl- und Brauindustrie. Wir waren beeindruckt von den monumentalen Grabstätten der Familien Hoesch, Jucho, Wenker, Krüger, Krämer und andere. Auch Deutschlands berühmteste Kochbuchautorin, Henriette Davidis, liegt hier in einem der ältesten Gräber des Friedhofs (1876). Zum Teil schmücken imposante Schmiedearbeiten mit floralen und figürlichen Details die Gräber. Andere ziehen den Blick auf sich durch Skulpturen, geschaffen von bedeutenden und bekannten Künstlern aus dieser Zeitepoche.
Gemeinschaftsgräber erinnern an Bergwerksunglücke
Zwei Gemeinschaftsgräber der Zeche Kaiserstuhl erinnern an die schweren Grubenunglücke in den Jahren 1893 und 1897. Hier kamen 61 und 19 Bergleute bei Schlagwetterexplosionen ums Leben.
Denkmal für die Opfer der Jüdischen Gemeinde
Seit 1898 fanden auf dem jüdischen Teil des Ostfriedhofs Beisetzungen statt. Bis zum zweiten Weltkrieg ist der Ostfriedhof der wichtigste Jüdische Friedhof in der Innenstadt. Für die Opfer der Jüdischen Gemeinde Dortmunds wurde in der Nachkriegszeit ein zentrales Denkmal errichtet.
Kindergrab findet besondere Beachtung
Das Kindergrab Lützeler fällt durch die markante Statue der Kinderfigur besonders auf. Obwohl die Grabstätte fast 120 Jahre alt ist, werden hier auch heute fast täglich frische Blumen abgelegt.
Vergangenheit und Gegenwart
Wir nahmen den Eindruck mit, ein großes Stück Dortmunder Friedhofskultur gesehen zu haben. Die Vergänglichkeit der Zeit wurde uns bei diesem Spaziergang wieder deutlich bewusst.
© Gruppe GüT (Bezirk Dortmund)