Bei einer interessanten und aufschlussreichen zweistündigen Führung erklärte uns Frau Heike Regener, Stadtführerin für „meineHeimat.ruhr“, am 02.06.2017 den Einfluss der Reformation auf die damalige Reichs- und Hansestadt Dortmund. Beim Stadtrundgang wurde dabei auch auf einige wissenswerte und zum Teil unbekannte Hintergründe und Details der Stadtgeschichte hingewiesen.
Geschichtliche Entwicklung
Eine durchgreifende Christianisierung setzte in Westfalen erst durch Karl den Großen seit 772 ein. Der Katholizismus prägte lange Zeit das Weltbild, bis sich im Jahre 1517, vor 500 Jahren, durch Martin Luther die christliche Welt grundlegend veränderte. Luthers 95 Thesen hatten Auswirkungen auf die Form und den Inhalt der Gottesdienste, beeinflussten aber auch in einer zuvor nie gekannten Weise die Menschen und die Gesellschaft des Abendlandes. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg konnte die von Luther ins Deutsche übersetzte Bibel vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig vollzog sich ein Prozess der Alphabetisierung. Diese umwälzenden Veränderungen führten in der Folgezeit bekanntlich auch zu Glaubenskonflikten und Auseinandersetzungen mit den schlimmen Folgen des 30-jährigen Krieges.
Stadtrundgang auf Luthers Spuren
Wie ist es zu verstehen, dass sich die dem katholischen Kaiser untergebene Stadt Dortmund dem Protestantismus zuwandte? Und wie kann man erklären, dass heute drei der vier innerstädtischen Kirchen protestantisch sind? Immerhin war Luther selbst niemals in Dortmund!
Um den historischen Hintergrund zu erklären, startete unsere Führung an der Propsteikirche. Sie ist heute die einzige katholische Kirche der Dortmunder Innenstadt. Bis 1816 war sie Klosterkirche, und erst 1818 wurde sie die erste katholische Pfarrkirche nach der Reformation. Vor der Reformation hatte Dortmund vier Kirchen und drei Klöster im Innenstadtbereich. Im Jahre 1562 wurden alle innerstädtischen Kirchen Dortmunds durch einen Ratsbeschluss evangelisch - mit weitreichenden Folgen und zum Teil auch großen Konflikten für die Bevölkerung. Dabei ist interessant, dass zu jener Zeit wichtige und weitreichende Entscheidungen für alle Bürger und Stände in Ratssitzungen in den Kirchen vorgenommen wurden; man kannte allgemein noch keine Rathäuser. Ob allerdings die Hinwendung zum Protestantismus in Dortmund in der Stadtkirche St. Reinoldus beschlossen wurde, lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen. Immerhin besaß Dortmund bereits seit dem Jahr 1240 ein Rathaus.
Unsere sehr informative Führung endete dann auch an historischer Stelle in der Reinoldikirche. Es folgten noch einige Erklärungen zum Kirchengebäude, zu den anderen evangelischen Stadtkirchen, zum Angebot der sozialen Dienste sowie zur Ökumene.
Abschluss im „Alten Markt“
Zum Ausklang dieser Führung genossen wir im historischen Zentrum der Stadt die westfälische Tradition und Gastlichkeit im Restaurant „Alter Markt“ .
© Gruppe GüT (Bezirk Dortmund)